Warum dein Ego dich davon abhält mit der Unvorhersehbarkeit des Lebens zu tanzen
In unzähligen Ratgebern und Coachings ist die Rede vom Ego. In yoga wird versucht das Ego zu erkennen und sich Stück für Stück von dem abzukapseln, was man zu sein scheint, um zurück zu kommen zu dem, was man im innersten Kern ist — das Selbst ohne das Ego. Interessant ist dabei, dass meistens nur gesagt wird, dass es notwendig ist sich von dem Ego zu befreien, aber keiner wirklich offenbaren zu scheint, wie das gehen soll. Um wirklich zu verstehen wie man auf sein wahres selbst hinarbeiten soll, muss man zuerst verstehen, was das Ego genau ist.
Im Cambridge Lexikon wird Ego wie folgt definiert:
your idea or opinion of yourself, especially your feeling of your own importance and ability.
Es ist also wie ein Gerüst dass du dir mit dem Laufe der Zeit um dein Selbst erbaut hast. Wir wachsen auf in einer Welt, in der einem von Anfang an beigebracht wird, wie man sich zu verhalten hat, um akzeptiert zu werden. Quasi eine Bedienungsanleitung, um konform zu sein, um zu überleben. Und wenn du dir manche Unterpunkte dieser Bedienungsanleitung ganz besnders gut antrainierst, könnte dir das sogar zu einer guten Karriere verhelfen. Du bist also seit klein auf dabei dieses Gerüst um dich herum aufzubauen, und je älter du wirst umso dichter wird dieses Gerüst, und langsam aber sicher kann dein Licht, das Licht deines Selbst nicht mehr herausscheinen. Jeden Tag, an dem du weiter an deine Gerüst rumbastelst verlierst du den Bezug zu dir selbst, du wirst das Gerüst, ein von Menschen erbautes Konstrukt, dass dir dazu verhelfen soll sicher zu leben. Willst du es nicht wieder durchlässiger machen? — Auf gar keinen Fall, die Leute kennen dich doch jetzt so, dein Gerüst. Es ist stabil, gibt keinerlei Aufschluss darüber, wie es in deinem Inneren aussieht. Und da du so unaufhörlich damit beschäfigt bist dein Gerüst zu vergrößern und in Schuss zu halten, weißt du selbst nichts mehr über dein Inneres. Weißt du überhaupt noch, dass es existert?
Nach einigen Jahren bist du sehr zufrieden mit deinem Gerüst, die Menschen schätzen dich, du hast ein hohes Ansehen. Um die Reaktion auf dein Gerüst noch ein bisschen zu verstärken, fängst du an es protzig zu schmücken, vielleicht eine Rolex, vielleicht einen Besuch beim Schönheitschirurgen, denn was würden die Leute denken, wenn dein Gerüst nicht up to date wäre? Wer würdest du denn dann noch sein?
Wenn dich jemand fragt wer du bist, dann beschreibst du die Merkmale, die dein Gerüst hat, wie ein Schleier, eine Maske die sich über dein ganzes Wesen gelegt hat, ohne zu merken, dass du eine Rolle spielst. Eine Rolle die du dir selbst über die Jahre hinweg im Kopf ausgedacht hast. Du bist diese Rolle so sehr, dass jede einzelne Reaktion deiner Selbst darauf abgestimmt ist. Wie ein Flummiball — der bei jeder unvorhersehbaren Situation von einer Ecke in die andere Ecke geschleudert wird, ohne zu wissen was eigentlich gerade passiert, ohne Kontrolle. Trotz des Gerüstes völlig machtlos gegenüber den Tücken des Lebens. Und eines lässt sich klar sagen: Je unflexibler ein Gerüst ist, desto mehr schäden erleidet es, wenn es durch die Gegeng geschleudert wird.
Das Leben macht was es will, es ist nicht kontrollierbar und soviel du dich auf alle eventualitäten vorbereitest und dich schützen willst, es wird doch anders kommen. Denn das Leben ist nicht sicher, das Leben ist Abenteuer und mit einem steifen Gerüst, mit einer Maske wirst dein innerstes Licht nie mit der Spontanität des Universums tanzen können.