Dort saßt du nun. Niedergeschlagen und verzweifelt. Dein Gesicht gezeichnet vom Leben. Tiefe Falten an der Stirn, Sorgenfalten.
Wo waren die Zeichnungen der Freude geblieben? Du hatte sie irgendwo auf dem Weg deines Lebens zurückgelassen, hattest das Lachen verlernt, es gegen diese grauenhaften, tiefen Sorgenfalten ausgetauscht.
Wann war das passiert, fragtest du dich oft. War dein Leben wirklich so an dir vorbeigezogen?
Nun saßt du hier, neben mir, in einer Bar, vor dir ein Glas Wein. Es sollte deine Trauer ertränken, dich betäuben. Betäuben und deine Sicht trüben, um der unbehaglichen Unzufriedenheit zu entfliehen.
Je länger du auf den Wein starrtest, desto abstoßender fandest du ihn, fandest du dich.
Ich schob dir ein Glas Wasser zu, als ich mit dir zu reden begann. Irritiert, gar ablehnend sahst du mich an. Wolltest du dir überhaupt helfen lassen? Ich war mir nicht sicher.
″Es sind die Selbstgespräche″, sagte ich zu dir. ″Die negativen Selbstgespräche in deinem Kopf, die dich hierhergebracht haben. Du bist verwirrt, denn deine negativen Gedanken vernebeln dir die Sicht, die Sicht auf das was du bist.″
Immer noch schautest du irritiert.
″Du hast dich verloren in deinem eigenen Leben, fühlst dich machtlos, als ob dein Leben dich hinter sich herzerrt. Dass es dich hinterherzerrt ist deine Schuld, weil du dir einredest, nicht genug zu sein, weil du dir einredest, der richtige Zeitpunkt sei noch nicht gekommen, weil du aus Angst vor dem Neuen, lieber im unerträglichen Gewohnten verharrst.
Es ist Zeit, es ist höchste Zeit dich zu bewegen. Das Gewohnte, Alte, dich so zerstören zu scheinende loszulassen.
Willst du denn so weiterleben? Dich selbst so abstoßend finden? Wenn der Tod dir ins Auge blickt, möchtest du auf solch ein Leben zurückschauen?
Du bist abgelenkt, so abgelenkt. Redest dir ein, dass deine Situation schlecht ist, um neu anzufangen. Du umhüllst deinen Körper mit Selbstmitleid, denn wenn du schon keine Aufmerksamkeit durch Erfolg bekommst, dann doch wenigstens durch deine bemitleidenden Lebensumstände.
Doch tief im Inneren, tief in dir drin weißt du, dass es nicht die Lebensumstände sind. Es sind nicht die Lebensumstände, die dich davon abhalten, die Person zu sein, die du sein willst. Es ist deine Einstellung, deine negative Einstellung. Davon bist du abgelenkt.
Reagierst hektisch auf jede Veränderung, die das Leben mit sich bringt. Reagierst ausschließlich, hast verlernt zu lenken, dein eigenes Leben zu lenken.″
Du blicktest mich an, wie ein Kind auf der Suche nach Geborgenheit, verzweifelt, verwundbar, fragend.
In dieser Verzweiflung sah ich Hoffnung, Hoffnung den Willen in dir zu erwecken, den Willen zur Transformation, den Willen zu einem reichen Leben überzugehen. Den Willen dazu, alte Automatismen abzuschütteln.
Aber ich konnte dich nicht retten, nur du selbst warst dazu fähig. Deshalb fragte ich dich:
″Was ist, wer du sein willst? Was ist, was dir das Leben wertvoll macht? Was ist, was nötig ist, mehr von dem Wertvollen in deinem Leben zu generieren? Was ist, was du täglich tust und dir nicht hilft, einen Schritt weiter auf dein wertvolles Leben zuzugehen? Was ist, was du aus deinem Leben eliminieren musst, was dir die Sicht vernebelt? Willst du sein, wer du bist, wenn du dich nie getraut hast anzufangen?
Sei dir bewusst, was dein Leben für dich wertvoll macht, deine Werte, um dein Leben danach auszurichten.
In einem wertvollen Leben verfolgst du Ziele, die für dich Wert haben, du umgibst dich mit Menschen, die deinen Werten entsprechen, du investierst jede einzelne Sekunde, ausgerichtet nach deinen Werten.
Denn das Leben ist kurz und ehe du dich versiehst, fragst du dich, wo nur die Zeit geblieben ist, die Zeit, die du doch nutzen wolltest, um wertvoll zu leben.
Wenn du weißt, wer du bist, dann weißt du, wie du leben willst, wie du leben willst, um dein Leben für dich wertvoll zu machen.
Nur so kannst du dem Nebel entgehen, dem Nebel, der dein Licht umhüllt, nur so kannst du Klarheit an die Orte deiner Seele bringen, die voller dir noch unbekannter Schätze liegt.″
Dies war der letzte Tag, an dem ich dich in der Bar gesehen hatte. Dies war der Tag an dem du dich dazu entschieden hattest ins Unbekannte aufzubrechen.